Zenshin-Briefe

3/2024

 

 

Die Jahre und die Monde gehen dahin,

Die Jahreszeiten haben kein Ende.

Wenn die Kälte geht, kommt die Wärme,

Wenn die Wärme geht, kommt die Kälte.

 

Ohne Bewegung wäre kein Wandel,

Ohne Jahreszeit kein Wechsel.

 

Der Lauf des Jahres, der Weg des Lebens.

Die Folge und der Ausgleich aller Kräfte.

 

Die Natur des Menschen

ist die Natur des Universums

Und die Phasen der Natur sind wie

die Lebensphasen des Menschen.

Jede hat ihre Bedeutung und jede

trägt ihr eigenes Wissen in sich.

 

Dieser kurze Moment der Balance,

bevor dem Blühen und Reifen

das Welken und Vergehen folgt.

 

Erinnere dich.

Nichts bleibt, wie es ist.

Auszug aus: Die Fünf Elemente Der Unendlichkeit. Lao Tse.

 

 

 

Willkommen bei Zen Fuer Frauen !

 
In diesem Jahr fällt der Herbst-Beginn mit einer partiellen Mond-Finsternis zusammen, die am morgigen Mittwoch, dem 18. September stattfindet. Mondfinsternisse wurden von jeher als bedeutsames Ereignis gewertet, als eine lebensverändernde Zeit, in der man nach Veränderung sucht und Evolution einleitet.

 

Nur wenige Tage später, am 22. September, folgt die alljährliche Herbst-Tag-Und-Nacht-Gleiche. Tag und Nacht sind für einen kurzen Moment gleich lang. Sie befinden sich in völligem Gleichgewicht. Wir können jetzt beobachten, dass die Sonne täglich ein wenig früher untergeht. Die Tage werden immer kürzer.
Der Herbst beginnt.

 

'Erinnere dich. Nichts bleibt, wie es ist.'

 
Die Bilder einer zerstörten Welt mit flüchtenden Menschen, die an keinem Ort mehr in Sicherheit leben können, die Bilder von den neuesten Hochwassern bei
uns und in unseren Nachbarländern, diese Bilder verstärken den Eindruck, als ob die alte und vertraute Welt einfach zerbricht und weggeschwemmt wird.
Wir spüren das auch in unserem privaten Leben. Es bedarf jetzt einer erhöhten Achtsamkeit, wie wir uns selbst, unseren zwischenmenschlichen Beziehungen
und unserer Welt draussen begegnen.

Wir können den Lauf der Welt nicht anhalten. Wir haben aber sehr wohl die Möglichkeit der Wahl, um zu ent-scheiden, wie wir diesen Veränderungen begegnen möchten.

 

In Zeiten von Veränderungen ist es wichtig, gefestigt und geerdet zu sein. Unsere Praxis hilft uns, zentriert zu bleiben, das Licht im eigenen Inneren zu stärken und bewusst zu leben. Innere Stärke und Fokussierung hilft uns, alte nicht mehr taugliche Gewohnheiten, Gefühls-muster und Denk-Inhalte hinteruns zu lassen, leichter zu werden und mit den notwendigen Veränderungenmit-zu-fliessen.

 

'Ohne Bewegung wäre kein Wandel.'

 
In Zeiten des Wandels lernen wir, dass es leichter wird, auch selbst im Fluss zu sein und uns Veränderung zu erlauben, statt am Rand stehen zu bleiben und ohn-mächtig zuzuschauen. Bevor uns dies möglich wird, ist es wichtig, uns der Vergänglichkeit allen Lebens bewusst zu werden, diese zu akzeptieren und uns zu erlauben, die Trauer darüber zuzulassen.
Die Trauer, dass sich unsere Vorstellungen und Wünsche nicht erfüllt haben, die Trauer, dass unsere Beziehungen scheitern, die Trauer, dass die Jugend vorbei ist und das Alter näher rückt. Die Trauer, dass unser Körper altert und seine Schönheit und Kraft verliert. Die Trauer zulassen, wenn wir Menschen, Orte und das, was uns einmal als wichtig erschien, hinter uns lassen müssen.


Die Trauer über die Vergänglichkeit allen Daseins.
In diesem Prozess des Trauerns spüren wir die Fragilität des menschlichen Daseins, die Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit, die damit einhergeht und zugleich
wächst unser Mitgefühl, unsere Empathie und unsere Verbundenheit mit allen fühlenden Wesen. Es ist dieses Zulassen-Können des Trauerns um all das, was geht, dass uns schützt vor Wut, Zorn, Hass und Gewalt-Tätigkeit.
So wie die Tränen fliessen, wenn wir trauern, so kommen wir durch den Prozess des Trauerns wieder zurück ins Leben und damit ins Fliessen.


Wir lassen Altes hinter uns, werden leichter und können wieder un-beschwerter unseren Weg gehen. Diesmal ohne das Gefühl von drohender Einsamkeit oder Abgesondertheit, sondern in einem Bewusstsein von Verbundenheit mit den Menschen, im Nahen wie im Fernen.


Verbundenheit mit Allem.

Verbunden-heit mit der ganzen Existenz ..
Spüren wir diese Verbundenheit, spüren wir auch die Kraft und Stärke in uns, unseren Weg fortzusetzen, unbeeinträchtigt von äusseren Bedingungen.

 

'Erinnere dich. Nichts bleibt, wie es ist.

Selbst die Balance der Dinge

liegt nur im Moment.'

 

der nächste Zenshin-Rundbrief erscheint

zur Winter-Sonnen-Wende am 22. Dezember.